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Weihnachtsgeschichten Adventskalenderbuch zur Geschichte

Wie Joschi zu seinem Meerschweinchen kam

Seit er sechs Jahre alt war, wünschte sich Joschi ein Meerschweinchen. Aber jedesmal, wenn er davon anfing, sagte seine Mutter: »Meerschweinchen stinken«, oder »Meerschweinchen gehören in den Kleintierzoo«, oder »Was soll das arme Tier in unserer Vierzimmerwohnung?« und lauter solche Sachen. In diesem Jahr hatte Joschi sich geschworen, daß sein Wunsch endlich in Erfüllung gehen müsse.
»Wetten, daß ich zu Weihnachten ein Meerschweinchen kriege?« sagte er zu seinem Freund Karli. »Du wirst schon sehen.« Und dann schmiedete er einen Plan.

Endlich war es soweit. »Nur noch 24 Tage bis Weihnachten«, sagte seine Mutter. »Höchste Zeit, daß du deinen Wunschzettel aufs Fensterbrett legst, damit der Weihnachtsmann ihn abholen kann.« Joschi nickte höflich, machte ein möglichst harmloses Gesicht und begann mit der Arbeit. Lieber Weihnachtsmann, schrieb er, ich wünsche mir dringend ein Nilpferd. Ordentlich legte er den Zettel draußen vors Fenster und wartete gespannt, wie es weitergehen würde.

Schon am nächsten Morgen konnte er feststellen, daß sein Plan sich bewährte. Als er nämlich in aller Frühe das Fenster öffnete, um zu sehen, ob der Zettel abgeholt worden war, entdeckte er etwas höchst Merkwürdiges: Du spinnst wohl! hatte jemand in leuchtend roten Buchstaben auf einen Briefbogen geschrieben, der groß und deutlich die Unterschrift Der Weihnachtsmann trug.
Gut so! dachte Joschi. Dann nahm er den Brief an sich und schrieb einen neuen Zettel.
Und wie wär's mit 1 Krokodil! Es könnte in der Badewanne schwimmen.

Auch diesmal klappte es vorzüglich. Ein neuer Weihnachtsbrief leuchtete ihm am Morgen entgegen.
Krokodil leider nicht lieferbar, stand darauf, diesmal in grünen Buchstaben.
Noch besser, dachte Joschi, nahm den Brief an sich und schrieb den nächsten Zettel,
1 Känguruh-Pärchen lautete sein Wunsch.
Beuteltiere führen wir nicht hieß diesmal die Antwort.

Von nun an war alles ganz einfach. Joschi brauchte sich nur noch ein paar ungewöhnliche Tiere einfallen zu lassen, und schon lief alles wie am Schnürchen.

3 Hängebauchschweine schrieb er am nächsten Tag.
Blödsinn hieß die Antwort. Und in diesem Stil ging es weiter. Zwölf volle Tage war er damit beschäftigt, neue Zettel zu schreiben und die Weihnachtsmann-Antwortbriefe einzusammeln. So lange dauerte es nämlich noch bis zum Heiligen Abend.

Die Reihenfolge, die Joschi sich errechnet hatte, war so:
12. Dezember: 1 Schimpanse.
Antwort: Und wer kauft die Bananen?
13. Dezember: 1 Berber-Löwe.
Antwort: Schon mal was von menschen fressenden Raubtieren gehört?
14. Dezember: Dann 1 Tüpfelhyäne.
Antwort: Und wo soll sie schlafen?
15. Dezember: 1 Merinoschaf.
Antwort: Selber Schaf!
16. Dezember: 1 junger Pottwal.
Antwort: Wohl größenwahnsinnig geworden?
17. Dezember: 1 Pythonschlange.
Antwort: Kriechtiere unerwünscht!
18. Dezember: 1 Hausziege.
Antwort: Ziegenmilch schmeckt abscheulich!
19. Dezember: Erbitte dringend wenigstens 1 Bergzebra.
Antwort: Wo sind denn hier Berge?
20. Dezember: Aber 1 Dromedar würde sich bei uns bestimmt wohlfühlen.
Antwort: Warum nicht gleich ein Kamel?
21. Dezember: Einverstanden.
Habe mich außerdem für 1 Giraffe entschieden.

Am nächsten Tag endlich geschah das, was Joschi schon lange erwartet hatte. Auf dem Fensterbrett lag nämlich nicht nur die übliche kurze Antwort in roten oder grünen Buchstaben, sondern ein regelrechter Brief, hastig mit einem gewöhnlichen Tintenkuli geschrieben und fast eine halbe Seite lang:

Lieber Joschi, stand dort, wie Du auf dem Kalender siehst, ist übermorgen Weihnachten. Da Du es bisher nicht geschafft hast, mir einen einzigen vernünftigen Wunsch aufzuschreiben, und da alle Tiere, die Du mir genannt hast, nicht in eine Wohnung passen, ersuche ich Dich hiermit, umgehend bescheidener zu werden und Dich auf eine kleinere Tiergattung zu beschränken. Herzlichen Gruß. Der Weihnachtsmann.

Joschi wußte sofort, was er zu tun hatte. Hundertmal hatte er das Wort, das er jetzt niederschrieb, in Gedanken geübt. Er nahm den saubersten Zettel, den er finden konnte, und verfaßte den ordentlichsten Wunschzettel seit 22 Tagen:

Lieber Weihnachtsmann, schrieb er, entschuldige bitte, daß ich so unbescheiden war. Ich sehe ein, daß ich zuviel von Dir verlangt habe, und schwöre, mich zu bessern. Darum wünsche ich mir nur noch ein winziges Meerschweinchen. Am liebsten so eins wie das vom Karli. Also weiß mit kleinen schwarzen Tupfern. Karli sagt, daß ein Meerschweinchen überhaupt keine Arbeit macht. Außerdem finde ich es so niedlich. Vielen Dank im voraus! Dein Joschi.

Am nächsten Tag schlich Joschi noch früher als sonst zum Fenster, weil er es vor Spannung nicht mehr erwarten konnte. Ob der Weihnachtsmann ihm auch darauf antworten würde? Diesmal aber war das Fensterbrett leer. Nur ein paar Schneeflocken konnte er entdecken, denn draußen hatte es angefangen zu schneien.

»Nun?« fragten seine Eltern, als er zum Frühstück kam. »Freust du dich schon auf morgen?«

»Und wie!« antwortete Joschi. Mehr brachte er nicht heraus vor Aufregung.

Dann endlich war er da, der große Tag. 24. Dezember stand auf dem Kalender über Joschis Bett. Joschi sah das Kalenderblatt eine Weile ganz genau an und dachte an sein Meerschweinchen. Ob der Weihnachtsmann endlich begriffen hatte? Stunde um Stunde rückte der Augenblick näher, in dem sich alles entscheiden würde.

Und dann war es soweit. Die Tür zum Weihnachtszimmer wurde geöffnet, und Joschi sah, das schöner war als alle Christbaumkugeln und Weihnachtskerzen und Zimtsterne und Silbemüsse zusammen - nämlich ein winziges schwarz getupftes Meerschweinchen in einer Kiste unter dem Tannenbaum, das neugierig den Tannenduft schnupperte, und fast so aussah wie das Meerschweinchen vom Karli.

»Hoffentlich stinkt es nicht«, sagte die Mutter.
»Immer noch besser als Dromedare und Giraffen«, sagte der Vater.
Aber Joschi hörte nicht, was sie sagten. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sein Meerschweinchen auf den Arm zu nehmen und eine Dankesrede an den Weihnachtsmann zu verfassen - in Gedanken natürlich. Daß auch ein kleiner Trick dabei gewesen war, wußte der Weihnachtsmann ja sowieso. Denn ein Weihnachtsmann weiß alles. Oder etwa nicht?

»Ich nenne es Trick«, sagte Joschi, während das Meerschweinchen leise quiekte. Fast klang es, als ob es kicherte.

Eine Geschichte von Roswitha Fröhlich
Zu finden in dem Buch Weihnachtsgeschichten
von Anne Braun
Lesestufe 8-10 Jahre
ISBN: 3-401-07083-5
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